Fahrrad fahren mit Hund

Wer kennt es nicht? An schönen Sommertagen fahren Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern durch Wald und Wiesen und alles sieht sehr entspannt und nach viel Spaß aus. Wenn der Hund gut auf das Fahrradfahren vorbereitet wird, kann es tatsächlich eine tolle Auslastung für ihn sein. Trotzdem sollten einige Hinweise beherzigt werden, denn nicht für jedes Mensch-Hundgespann ist dieser Sport geeignet.

Fahrrad fahren mit Hund
Fahrrad fahren mit Hund

Für welche Hunde ist das Fahrradfahren geeignet?

Es sollte sich von selbst verstehen, dass sehr alte und sehr junge Hunde (noch) nicht am Fahrrad mitlaufen sollten. Die älteren Tiere können oftmals wegen den Gelenken nicht mehr mithalten und bei Welpen ist die Gefahr einer Schädigung der Gelenke einfach zu groß. Auch sollten stark übergewichtige Hunde ganz langsam an ein Lauftraining gewöhnt werden und kranke Hunde dürfen unter Umständen gar nicht laufen. Nur gesunde und fitte Tiere sind für das beliebte Fahrradfahren mit Hund geeignet.

Das trifft zum Beispiel auf alle Hütehund-Rassen (wie Border-Collies oder Australian Shephards) zu. Diese Hunde haben von Natur aus ein sehr großes Laufbedürfnis, welches durch einen normalen langsamen Spaziergang nicht gestillt werden kann.

Weiterhin freuen sich auch Jagdhund-Rassen wie alle Windhunde, Spaniels oder auch die beliebten Jack-Russels über eine zusätzliche Laufeinheit, denn als Haus- und Familienhunde dürfen sie in der Regel nicht ihr Talent – das Jagen – ausleben.

Ansonsten kann jedem fitten und agilen Hund das Laufen neben dem Fahrrad beigebracht werden.

Wie sollen die Vierbeiner
am Fahrrad laufen?

Gut erzogene Hunde, die auf Kommandos vom Besitzer reagieren, können wahrscheinlich frei am Fahrrad mitlaufen. In diesem Fall ist es normalerweise ganz einfach. Der Besitzer schiebt erst eine kurze Zeit sein Fahrrad, so dass sich der Hund an das Rad gewöhnt und fährt dann irgendwann langsam los. Der Hund ist draußen in der Natur sowieso in seinem Element und hat dort viel zu tun: die berühmte „Zeitung lesen“, Duftmarken setzen und interessante Spuren erschnüffeln. Der Vierbeiner muss in diesem Fall nicht direkt neben dem Fahrrad laufen, sondern der einzige Unterschied ist, dass sein Besitzer auf zwei Rädern durch die Landschaft fährt anstelle zu Fuß zu gehen. Für den Hund ändert sich nicht viel.

Aber es gibt ja auch die anderen Hunde, nämlich jene, die den Rückruf (noch) nicht beherrschen, bisher wenig Erziehung genossen haben oder einen sehr großen Jagdtrieb besitzen. Kurzum, Hunde, die auch sonst nicht ohne Sicherung durch Feld und Wiesen laufen können, gehören selbstverständlich auch am Fahrrad unter Kontrolle. Hier ist es besonders wichtig, dass der Hund auf seinen Besitzer achtet und sich nicht verselbständigt.

Hunde am Fahrrad unter Kontrolle haben

Zuerst einmal muss man sich überlegen, wie der Hund am Fahrrad gesichert werden kann. Das unsicherste wäre, wenn der Besitzer die Leine in der Hand halten würde. Der Mensch kann so niemals sein Fahrrad kontrolliert steuern und dabei in einer Hand den Hund kontrollieren. Vor allem nicht, wenn das Fahrrad über keine Rücktrittbremse verfügt, sondern nur mit zwei Handbremsen ausgestattet ist. Durch das Halten der Leine in der einen Hand kann so nur eine Bremse im Ernstfall betätigt werden. Ein solcher Ernstfall kann zum Beispiel sein, wenn der jagdtriebige Hund plötzlich ein Reh entdeckt und dort hinterher laufen will. So sind schon die schlimmsten Unfälle für Mensch und Tier passiert.

Eine ebenso schlechte Idee ist es, die Leine des Hundes zum Beispiel am Lenker festzubinden. Schlägt das Tier plötzlich ruckartig zu einer Seite aus, ist der Fahrradunfall vorprogrammiert.

Die Industrie war nicht untätig und es gibt im Fahrrad- oder Hundezubehör einen Abstandshalter zu kaufen. Diese Stange mit einer schwingenden Spiralfeder wird am Schwerpunkt unter dem Sattel am Fahrrad fest montiert. An diese Stange wird nun der Hund befestigt und kann somit nicht so leicht seitlich ausbrechen – vorausgesetzt, der Mensch bleibt auf dem Fahrrad sitzen und bildet mit dem Rad eine Gewichtseinheit. Für den Hund allerdings bildet diese Konstruktion eine sehr eingeschränkte Bewegungsfreiheit. Er hat keine andere Möglichkeit als passgenau neben dem Fahrrad zu laufen. Vielen Hunden ist das aber zu langweilig.

Eine bessere Variante wäre, den Hund an den Menschen mit Hilfe eines Hüft-Gurtes (zum Beispiel gute Jogginggurte) anzubinden. Der Vorteil ist, dass der Mensch beide Hände zum Fahrradfahren benutzen und auch mal absteigen kann, ohne den Hund abzuleinen. Ist die Leine dann noch mit einem Ruckdämpfer ausgestattet, so hat der Hund eine größere Bewegungsfreiheit als mit der Abstandshalter-Stange. Dabei sollte die Leinenlänge so gewählt werden, dass der Vierbeiner weder vor noch hinter dem Fahrrad laufen kann.

Am Fahrrad laufen für Anfänger-Hunde

  • Zuerst sollte der Besitzer zu Fuß mit dem Fahrrad gehen und den Hund dabei neben sich führen. Der Mensch geht also zwischen Fahrrad und Hund. Das Tier soll sich vor allem an die rotierenden Räder gewöhnen. Sollte der Hund in die Räder beißen oder wegspringen, sollte das korrigiert werden. Wenn das gut klappt, kann der nächste Schritt angegangen werden.
  • Der Besitzer steigt mit einem Fuß auf die Pedale und rollt ein Stück vorwärts. Sofort wieder anhalten. Am besten sollte hierbei auch schon ein Stopp-Kommando trainiert werden. Also STOPP rufen und stehen bleiben, Das Rad wird solange als „Roller“ benutzt, bis der Hund ruhig genau neben dem Fahrrad läuft.
  • Jetzt kann der Mensch versuchen ganz langsam auch die Pedalen zu treten. Auch das muss der Hund lernen, nämlich dass sich drehende Speichen normal sind. Nach einer kurzen Strecke wieder anhalten und das STOPP-Signal nicht vergessen! Am Anfang sollte der Fahrradfahrer sich an die Geschwindigkeit des Hundes anpassen. Wird das Tier schneller, so wird das Fahrrad auch schneller. Optimal ist es, wenn sich der Hund immer genau neben dem Fahrrad befindet – egal wie schnell oder langsam er läuft. So kommt er erst gar nicht in die Versuchung, vor oder hinter das Fahrrad zu springen.

Im Normalfall lernt so ein Hund innerhalb einer Stunde, genau neben dem Fahrrad zu laufen.

Glückliche Fahrradrunde für Mensch und Tier

Mit einem Hund Fahrrad fahren sollte man nur, wenn es auch die Temperaturen zulassen. Zeigt das Thermometer über 20 Grad an, kommt der Hund zu sehr ins Schwitzen. Man sollte bedenken, dass der Vierbeiner nur über die Pfoten und das Hecheln schwitzen kann und bei sportlicher Anstrengung genau wie ein Mensch einen Hitzschlag erleiden kann. Im Hochsommer daher besser nur in den frühen Morgen- oder Abendstunden fahren.

Am Anfang sollte der Hund nicht überfordert werden und keinesfalls mehr als 4-5 Kilometer am Stück laufen. Auch ein Hund kann Muskelkater bekommen. Später kann ein gesunder und fitter Hund bedenkenlos über 10 km laufen.

Das sture Laufen neben dem Fahrrad liegt allerdings nicht in der Natur des Hundes. Das Tier sollte neben dem Laufen auch seinen artgerechten Beschäftigungen wie Schnüffeln oder Markieren nachkommen können. So kann man erst einmal einige Kilometer mit dem Fahrrad Strecke machen und dann vom Rad absteigen. Der Hund kann nun schnüffeln und Mensch und Tier können nun auch eine Strecke normal laufen. Wie wäre es, wenn man auch eine Picknickdecke und Proviant auf die kleine Reise mitnimmt?

Der Hund wird sich über Wasser sehr freuen und der Mensch kann eine Brotzeit einnehmen. Für den Vierbeiner ist es sehr wichtig mit seinem Menschen eine effektive Zeit zu verbringen. Das stärkt das Vertrauen und die Bindung. Nur stures Laufen mag ihn zwar körperlich auslasten, aber es fehlt das soziale Miteinander zwischen Mensch und Tier. Erst die Mischung aus körperlicher und geistiger Auslastung macht das Leben eines Hundes zufrieden.

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Marvin Rüttger

Marvin Rüttger, geboren und aufgewachsen in der ländlichen Idylle Norddeutschlands, hat seine Leidenschaft für Tiere schon in jungen Jahren entdeckt. Obwohl er keinen akademischen Hintergrund in Tierwissenschaften oder Veterinärmedizin hat, bringt Marvin eine Fülle von praktischem Wissen und Erfahrungen mit, die er im Laufe der Jahre durch die Arbeit auf Bauernhöfen, Tierheimen und bei Tierrettungsaktionen gesammelt hat. Seine besondere Affinität zu heimischen Wildtieren und Haustieren hat ihn dazu inspiriert, sein Wissen und seine Erfahrungen zu teilen. Marvin ist bekannt für seine intuitive Fähigkeit, das Verhalten und die Bedürfnisse von Tieren zu verstehen. Er glaubt fest daran, dass die besten Lektionen… More »

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